ERASMUS+ "Jugend in Aktion": Alpines Felsklettern im Bergell

Im Rahmen des Erasmus+ „Jugend in Aktion“ Programms, fand vom 20. - 23. Juni 2019, eine Kletterfahrt für Kinder ab 12 Jahren mit entsprechender Klettererfahrung statt. In Kooperation der Naturfreunde Vorarlberg und des Liechtensteiner Alpenvereins

20.06.2019

Am Donnerstag um 6:30 Uhr trafen sich beim Bahnhof in Feldkirch kletterverrückte Kinder, die sich Erfahrungen im alpinen Mehrseilklettern aneignen wollten. Um 7 Uhr fuhren wir dann gemeinsam mit den Betreuern Richtung Bergell in die Schweiz. Unsere Gruppe bestand aus neun Jugendlichen mit fünf Betreuern. Als wir nach drei Stunden fahrt in Bergell ankamen ging es mit der Albigna Seilbahn hoch auf 2163 M.ü.M. Von dort aus mussten wir mit unserem schweren Gepäck zu Fuß weiter zur Albigna Hütte auf 2336 M.ü.M. Die hochalpine Landschaft mit den Schneefeldern war gleich zu Beginn beeindruckend.

Die Betreuer erzählten uns vor dem Start, dass der Weg zur Hütte eben verläuft und wir in etwa 30 Minuten am Ziel sein müssten. Der Weg startete jedoch gleich steil, und nach 30 Minuten waren wir noch nicht am Ziel. So wurden uns bald drei Bergführerlügen klar.

Die drei Bergführerlügen:

  1. »Es isch net wit!«
  2. »Es isch net steil!«
  3. »Guat hond ars gmacht!«

Diese Liste wurden dann im Laufe des Wochenendes von uns Kindern erweitert.

Nachdem die Schlafplätze in der Hütte verteilt und das Gepäck verstaut war, starteten wir am Nachmittag unser erstes Abenteuer, das Abseilen bei den Seeplatten. Dabei seilten wir uns etwa 150 Meter hinab. Unten angekommen, wollten wir wieder hinaufklettern. Dies wurde jedoch nach der ersten Seillänge von Regen und Gewitter unterbrochen. Somit musste das Klettern abgebrochen werden und wir gingen zügig, jedoch ruhig den schnellstmöglichen Weg zurück zu unserem Basislager.

Der eine oder andere konnte bei diesem Gewitter erfolgreich sein Regenmaterial testen. Wir lernten dank des Gewitters, dass wir unsere Ausrüstung (wie Regenschutz, Jause, Sonnencreme, …) immer bei uns haben sollten, da sich die Anforderungen im Gebirge sehr rasch ändern können. In der Hütte angekommen versuchten wir unsere nasse Bekleidung und das Klettermaterial trocken zu bekommen. Den restlichen Abend verbrachten wir mit verschiedenen Kartenspielen und einem wunderbaren Abendessen. Wie auf jeder Hütte gab es auch hier um 22:00 Uhr Nachtruhe, an die wir uns hielten.

21.06.2019

Zweiter Tag, neues Glück. Direkt nach dem Frühstück zogen wir die teilweise noch nasse Ausrüstung an und gingen zum Klettern los. Drei Seilschaften versuchten es nochmals bei den Seeplatten und die anderen zwei auf den „Torre dal Päl“.
„Torre dal Päl“ waren 7 Seillängen zum Hinaufklettern und eine Seillänge zum Abseilen. Am Nachmittag wurde dann gewechselt.

Der Weg auf den „Torre dal Päl“ war im Verglich zu den folgenden Touren »einfach«. Die Aussicht war atemberaubend und das Gefühl, als wir oben ankamen und wussten: »hier sind wir hochgeklettert« war einmalig.

Bei den Seeplatten gab es nur sehr wenig Tritte und Griffe zum Halten. Da die Platten mehr oder weniger gerade nach oben verliefen und wir Nachstieg kletterten, konnten wir das Reibungsklettern testen und dabei neue Geschwindigkeitsrekorde erzielen. Dabei fühlten wir uns wie flinke Katzen.

Da der Wetterbericht sich stündlich änderte und eine Seilschaft den „Torre dal Päl“ bis zum Abendessen noch nicht geklettert war, kam die Idee auf, diesen mit vollem Bauch um 19:00 Uhr abends nochmals zu besteigen, wenn es sein muss sogar mit Stirnlampe… Trotz großer Motivation scheiterte unser Ziel, den „Torre dal Päl“ nochmals zu erklimmen, da der Fels noch zu nass war. Dies stellten wir aber erst fest, als wir schon die Kletterausrüstung vorbereitet hatten und draußen standen. Wir entschieden uns kurzfristig noch einige Boulderrouten auszuprobieren und bekamen sogar noch Unterstützung vom Hüttenwirt, der uns seine eigenen Crashpads lieh. Hier übten wir neben dem Bouldern das richtige „Spotten“ sowie das „Hooken“.

22.06.2019

Auf Grund des Regens durften wir länger als am Vortag schlafen und die Betreuer mussten sich spontan ein alternatives Programm überlegen. Somit übten wir bis 15:00 Uhr das Bauen eines Standplatzes und auch ausgiebig Erste Hilfe. Gegen Nachmittag wurde das Wetter dann besser und wir bestiegen noch den „Piz Balzet – Süd Grat“, welcher aus 9 Seillängen, einer maximalen Höhe von 2869 Meter und einem längeren Zu- und Abstieg bestand. Dies hatte zur Folge, dass wir den Abstieg erst in der Dämmerung um 21:00 Uhr machten.

23.06.2019

Der letzte Tag begann mit frühem Aufstehen, damit wir vor der Abreise noch klettern gehen konnten. Um 6:30 Uhr gab es bereits Frühstück. Wir wollten eigentlich auf die Flamme, das Wahrzeichen von Bergell. Dies ging sich zeitlich jedoch nicht aus, weshalb wir möglichst bald wiederkommen müssen.

Als Ersatzziel haben wir den hatten wir „Pizzo Spazzacaldera“ ausgewählt.

Zuerst mussten wir zum Einstieg hochlaufen, dort ging es dann mit dem Klettern los. Die Kletterei stellte sich als anstrengend und teilweise sehr anspruchsvoll heraus. Am Ende waren alle Seilschaften auf „Pizzo Spazzacaldera“ und durften die Aussicht genießen. Unser Abseilpunkt lag sogar höher als die Flamme. Von dort aus ging es zuerst mit aktivem Abseilen und dann mit der Seilbahn nach unten. Anschließend fuhren wir wieder zurück nach Feldkirch.

Das Wochenende war sehr lehrreich und aufregend. Wir bedanken uns für die Möglichkeit dieses Events und dass wir dabei sein durften. Auch bedanken wir uns bei unseren Betreuern (Moritz, Clemens, Karl, Urs und Rene), die uns unterstützten und uns aushalten durften.

Danke!